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Gelebte Integration in der Handball-Bezirksklasse

Stellt ein Sportverein einen ausländischen Zweitligaspieler vor, sorgt dies normalerweise für Aufsehen. Da geht es auch der zweiten Mannschaft der Handballer des SV Heilbronn am Leinbach nicht anders, für die am vergangenen Wochenende erstmals der syrische Neuzugang Omar Shbb in der Bezirksklasse aufgelaufen ist.

 

Doch die Gründe für die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit liegen nicht etwa in der sportlichen Qualifikation des 22-Jährigen, sondern in der Tatsache, dass sein erster Einsatz ein Musterbeispiel gelebter Integration ist.

 

"Als junger Kerl habe ich tatsächlich in der zweiten Liga gespielt", lacht Omar Shbb. "Aber das hat überhaupt nichts zu bedeuten. Denn in Syrien spielen fast alle nur Fußball. Handballspieler sind bei uns zuhause Exoten, und das sportliche Niveau ist ganz weit von dem in Deutschland entfernt."

 

Sein Zuhause, das ist die syrische Stadt Idlib, die vom Bürgerkrieg stark gezeichnet ist. "Idlib und Heilbronn sind sich ziemlich ähnlich, deshalb gefällt es mir hier jetzt auch so gut."

 

Dass er sich fast 3.000 Kilometer von seiner Heimat entfernt wohlfühlt, ist zum großen Teil ein Verdienst der Handball-Abteilung des SV Heilbronn am Leinbach. "Nachdem wir gemeinsam mit der städischen Sozialarbeiterin Frau Stenzel-Ncube die Rahmenbedingungen für seine Aufnahme in den Verein geklärt hatten, haben alle im Verein zusammengeholfen um Omar auszustatten", berichtet Abteilungsleiter Timo Betz. "Die Hilfsbereitschaft war so groß, dass Omar zahlreiche Kleider und Schuhe zur Auswahl hatte und sich das aussuchen konnte, was ihm gefiel."

 

Besonders freute sich der 22-Jährige über ein Fahrrad, das er von einem Vereinsmitglied geschenkt bekam, um von seiner Unterkunft in der Heilbronner Wilhelmstraße nach Neckargartach zur Römerhalle zu gelangen.

 

Noch wohnt der Computer-Experte in der Wilhelmstraße zusammen mit elf anderen Geflüchteten aus verschiedenen Ländern in einer nur halb renovierten Vier-Zimmer-Altbauwohnung. Die zwölf Männer teilen sich dort eine Toilette und ein Badezimmer. Privatsphäre gibt es kaum.

 

Sobald er in der Römerhalle beim Handballtraining ist, begibt sich Omar Shbb in eine andere Welt: "Beim SV Heilbronn Handball zu spielen, macht mir großen Spaß. Hier kann ich alles andere vergessen. Die Leute sind alle sehr freundlich zu mir und ich bin so glücklich, dass ich jetzt endlich die Mannschaft unterstützen und auf dem Feld etwas zurückgeben kann."

 

Timo Betz ist begeistert von Omars Willen, sich in das Vereinsgefüge zu integrieren. "Es ist faszinierend, wie konsequent er es durchzieht, alles in Deutsch zu formulieren - sowohl mündlich als auch schriftlich. Omar ist ein Musterbeispiel für den Integrationswillen, den man Geflüchteten zuweilen aus Unkenntnis abspricht", so der Handball-Abteilungsleiter.

 

Neben dem Handball steht für den jungen Syrer jetzt erst einmal die Wohnungssuche im Vordergrund. Seit kurzer Zeit hat er die Papiere für ein einjähriges Bleiberecht in den Händen - was aber auch gleichzeitig bedeutet, dass er die Flüchtlings-WG in der Wilhelmstraße verlassen und sich eine neue Unterkunft suchen muss.

 

"Ich würde mir ein Zimmer bei einer deutschen Familie wünschen, damit ich auch zuhause Anschluss habe und mein Deutsch weiter verbessern kann", sagt Omar Shbb. "Eine Ein-Zimmer-Wohnung wäre nicht gut, denn da wäre ich allein und hätte niemanden, mit dem ich Deutsch sprechen kann."

 

Die deutsche Sprache richtig zu beherrschen, ist ein großes Ziel des jungen Mannes, der vor vier Monaten mit dem Sprachkurs begonnen hat und seine Sprachkenntnisse möglichst schnell perfektionieren möchte.

 

Der SV Heilbronn am Leinbach würde Omar Shbb gerne bei der Zimmer-Suche unterstützen - deshalb die Frage an euch alle: Wer hat ein freies Zimmer in Heilbronn mit Familienanschluss, das er gerne an Omar vermieten würde? Bitte meldet euch bei Timo Betz unter timo.betz@sv-heilbronn-handball.de

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